Arbeitsproben

Reportagen aus Neuseeland und Australien

Paradies mit kleinen Mängeln: Nichts geht schnell am anderen Ende der Welt

Der Blick aus dem Fenster ist ein Traum. Auf dem türkisblauen Wasser der Bucht von Lyttelton schaukeln weiße Segelbootchen neben wuchtigen Kreuzfahrt- und Containerschiffen. Manchmal surfen kleine Hector-Delfine vor dem Bug der Personenfähre, die das 5000-Einwohner-Städtchen mit Diamond Harbour am gegenüber liegenden Ufer des Hafenbeckens auf der Banks-Halbinsel verbindet.

Die einst von einem Vulkan ausgespuckten Flanken der Berge wirken so weich, als wären sie mit ockerfarbenem Samt überzogen. Allein für diese Aussicht hat sich das Auswandern nach Neuseeland – jenseits der Berge der 325 000-Einwohner-Stadt Christchurch auf der Südinsel - gelohnt. Jeden Morgen... Hier geht's weiter.

Magazin-Seite aus der Südwest Presse, 2006

Eine Arche der besonderen Art

Weinberge säumen den Straßenrand, saftige Wiesen, Obst- und Eukalyptusbäume. Die sanften Hügel am Horizont sind von Wäldern bedeckt. Nichts erinnert hier an die Dürrekatastrophe, die dem Land monatelang das Leben entzog, die roten Böden aufplatzen ließ und mit Rissen und Furchen überzog, dass die Landschaft aussah wie ausgetrocknete Salzseen in der Wüste. Einige Regentage haben das fruchtbare Tal des Flusses Yarra in frisches Grün getaucht, und jetzt ist Winter. Saftiger, grüner Winter.

Diese liebliche Region ist trotz der Gluthitze und Wasserknappheit in diesem Jahr gut weggekommen. Die Buschfeuer im australischen Bundesstaat Victoria tobten weiter droben im Nordosten von Gippsland, hinter den Bergen an der Great Alpine Road. Mehr als eine Million Hektar Wald, auch Häuser verbrannten. Seit wenigen Monaten ist das Inferno vorüber, aber auch im Yarra-Tal nicht vergessen. An manchen Tagen verdunkelte sich auch hier der Himmel.

Viele Tiere, die den Flammen lebend entkamen, wurden in das Tierkrankenhaus des Städtchens Healesville - eine Autostunde nordöstlich von Melbourne - eingeliefert. Es ist das Herz eines 30 Hektar großen Tierparks, dem „Healesville Sanctuary“, der Heimat von mehr als 200 einheimischen Tierarten... Hier geht's weiter.

Magazin-Seite aus der Südwest Presse, 5/2007

Berliner Zeitung: "Koalas mit wunden Pfoten", 6/2007

Im langen Schatten von Vern Winitana, und: Ein Idealist als Trainer

Der Fortschritt in der Trainingshalle ist nicht aufzuhalten. Wo bis vor ein paar Monaten noch zwei Müllkübel die Pfosten markierten, klebt jetzt lila Tape mit den exakten Tormaßen an der Wand. Der grüne Wurfkreis beschreibt zwar nur einen Fünf-Meter-Radius, aber den fehlenden Meter kann sich jeder dazudenken. In einem Land, in dem die meisten Leute glauben, Handball sei eine Sportart, bei der es eine winzige Kugel gegen die Wand zu dreschen gilt, kommt es auf solche Details nicht an, und fünf Meter passen ohnehin besser zu der viel zu kleinen Spielfläche. Handball ist in Neuseeland, wo erst Rugby, dann Cricket und danach lange nichts kommt, ein Exotensport. Turniere sind Festtage in Christchurch. Dann werden die Kreise im korrekten Abstand zur Tormitte mit Tape auf den Parkettboden geklebt und die Tore des Fußball-Klubs in die Halle transportiert... Hier geht's weiter.

Handball-Magazin, 11/2006

Giftköder gegen den Staatsfeind Nummer eins

Eigentlich ist Carey Dillon Kunsthandwerker und Fotograf. Er drechselt streichelglatte Holzschalen aus Rimu, einer nur in Neuseeland vorkommenden Steineiben-Art. Er selber nennt sich „Woodworker“ – Holzarbeiter. Die Motive für seine Bilder präsentieren sich ungerahmt vor der Haustür: einzigartige Vögel, jahrhundertealte Bäume, tosende Wellen, kitschige Sonnenuntergänge. Aber Dillon kommt immer seltener dazu, die Schönheit der Landschaft abzulichten, in der er lebt, das Grün, das nirgendwo so grün ist wie an der regenreichen Westküste von Neuseelands Südinsel, wo der Jahresniederschlag in Metern und nicht in Millimetern gemessen wird. Er fotografiert immer öfter Szenen von Zerstörung und Tod im Regenwald. Giftwarnschilder, Gift abwerfende Hubschrauber, protestierende Menschen, verseuchte Flüsse. Carey Dillons Bilder sind keine verklärten Postkarten-Idyllen, sondern Dokumente eines Wandels, der immer mehr Leute auf die Straße treibt... Hier geht's weiter.

Stuttgarter Nachrichten, 21.8.2008, und Berliner Zeitung ("Giftkrieg im Märchenwald")

Rückkehr der Maori-Seele

In manchen Situationen schlagen die schlechten Angewohnheiten aus alten Zeiten, als Ron mit seinem Leben nichts Richtiges anzufangen wusste, noch durch. Zum Beispiel vor einem Rugby-Spiel. „Da rauche ich ein bisschen Marihuana“, erzählt er, „das macht den Kopf frei, vertreibt die Nervosität.“ Und an langen Wochenend-Abenden trinkt er ein Glas zuviel. Oder zwei, drei. Aber selbst dann hat er noch den Durchblick. „Es war schlimm, bis ich 25 war“, sagt er, „ich war mit zwielichtigen Leuten unterwegs, hatte Kontakt zu Banden. Aber niemand wird dazu gezwungen. Jeder kann ein besseres Leben führen, wenn er etwas dafür tut.“ Hier geht's weiter.

Berliner Zeitung, 7/2008

Absturz im Segelflieger-Paradies

„Schau mal“, sagte Herbert Weiß und hob seine Brille von der Nase. „Hier haben sie mich zusammengeflickt. Die Jochbeine, die Nase, alles.“ Uralte feine Narben, die zwischen den zarten Falten im sonnengebräunten Gesicht des 59-Jährigen Segelflug-Piloten aus Öhringen-Friedrichsruhe verschwanden. „Und“, sagte er und strich mit der rechten Hand über die Vorderseite seines weißen T-Shirts, „da war auch alles kaputt. Und ich war zwei Monate querschnittsgelähmt. Aber die haben alles wieder hingekriegt.“

Der Schwabe aus der Nähe von Heilbronn erzählte von einem Unfall vor 32 Jahren, nach dem er neun Monate im Krankenhaus gelegen hatte und über den er eigentlich gar nicht gerne redete, „weil Segelfliegen halt doch kein ganz ungefährlicher Sport ist, und das wäre eine schlechte Werbung“. Das war ungefähr um 13.30 Uhr, 75 Minuten vor dem Start des dritten Wertungsfluges der Grand-Prix-Weltmeisterschaft in Omarama, dem Flieger-Paradies im Zentrum der Südinsel Neuseelands. Vielleicht eine, vielleicht eineinhalb Stunden später war Herbert Weiß tot, abgestürzt am Ostufer des Wanaka-Sees in der Nähe des Örtchens Makarora... Hier geht's weiter.

Passauer Neue Presse, 22.12.2007 (auch in: Süddeutsche Zeitung, Berliner Zeitung, Heilbronner Stimme, etc.)

Zweites Comeback mit nur einer Niere

Flügelflitzer im Rugby sind, anders als im Fußball, keine wuseligen kleinen Leichtgewichte, sondern echte Brummer. Ball tragende Sprinter-Typen wie in der Leichtathletik, explosive, kraftstrotzende Muskelpakete. Sie müssen etwas aushalten, wenn die gegnerischen Panzerknacker-Schränke sich ihnen entgegen stemmen wie Rammböcke, ihnen im Flug die Füße wegreißen oder sie aushebeln wie griechisch-römische Ringer. Hinfällige Kreaturen haben in solch einer rabaukigen Umwelt keinen Platz.

Jonah Lomu hat seit seinem kometenhaften Aufstieg bei der Weltmeisterschaft 1995 in Südafrika, damals gerade 20 Jahre alt, das Bild des unwiderstehlichen Flankenläufers geprägt wie kein anderer... Hier geht's weiter.

Süddeutsche Zeitung, November 2009

Traumreise in die Quarantäne

Am Horizont waren die Konturen des Reisetraums in Kobaltblau in den eine Nuance helleren Himmel gemalt: Otemanu und Pahia, die zackigen Basaltgipfel des Südsee-Paradieses Bora Bora. Nur 70 Kilometer entfernt und damit zum Greifen nah – und doch unerreichbar für die 1900 Passagiere des Kreuzfahrtschiffes Pacific Sun. Sie saßen fest in Uturoa, dem Geschäftszentrum von Raiatea... Hier geht's weiter.

Südwest Presse, Juni 2009

Rückkehr mit 1,39 Dollar

Vielleicht haben die Schumachers ja nur zuviel fern gesehen. Die Auswanderer-Serien, in denen sich deutschland-müde Familien auf den Weg in neue Welten machten. Die verführerischen Reisereportagen und DVD’s, in denen wollige Schäfchen über hügelige Weiden im menschenarmen Land der langen, weißen Wolke hoppeln. „Ja, durch diese Auswanderer-Geschichten sind wir vor zwei oder zweieinhalb Jahren auf die Idee gekommen, nach Neuseeland zu gehen“, sagt Jochen.

Er sah sehr wohl, dass viele Leute unrealistische Vorstellungen hatten und völlig blauäugig, ohne Sprachkenntnisse und ohne Rückversicherung in Länder gezogen waren, in die sie nie zuvor einen Fuß gesetzt hatten, so wie er Neuseeland nur aus dem Fernsehen kannte... Hier geht's weiter.

Berliner Zeitung, Juli 2009

Die Rente ist nicht sicher

Als Ruth Humphrey 65 wurde, machte sie, was in diesem Alter alle Menschen in Neuseeland tun. Sie stellte ihren Rentenantrag. Eine einfache Angelegenheit, dachte sie, schließlich bekommt jeder Einwohner, der mindestens zehn Jahre im Land gelebt hat, ein einheitliches Ruhegeld vom Staat. Das ist zwar mager, aber es wird unabhängig von Arbeitsjahren, Nationalität und Vermögen ausgezahlt, an arme Schlucker und Millionäre. Die Summe variiert, je nachdem, ob jemand allein, mit seinem Partner oder einem Untermieter zusammenwohnt.

Ruth Humphrey, mittlerweile 73, stünden derzeit wöchentlich 239,19 NZ-Dollar (123 Euro) netto zu. Aber sie erhält nur einen Teil der so genannten „NZ Super“ (von Superannuation, dem englischen Begriff für Rente). Immerhin. Als vor acht Jahren ihr Kampf begann, bekam sie gar nichts. Das Arbeitsamt, das hier WINZ (Work and Income New Zealand) heißt, sagte ihr auch, warum: „Sie sind mit dem falschen Mann verheiratet.“ Hier geht's weiter.

Berliner Zeitung, März 2010

Viele weitere Texte sind in den mit Datum versehenen Nachrichten des aktuellen Jahres und den Nachrichten-Archiven (ab 2011) in der Link-Leiste links auf dieser Website zu finden.

Ungekürzte Berichte über das Erdbeben vom 22.02.2011 in Christchurch und Lyttelton unter Neuigkeiten 2011.