Nachrichtenarchiv 2019

Eine Art neues Leben

Auf den Spuren der Koalas und der Deutschen

Im November war ich eine Woche in Adelaide. Dort wollte ich schon ewig hin, um u.a. eine Geschichte über Koala-Retter zu recherchieren. Ich hatte Glück, denn es war nicht zu heiß – erst an meinem Abreisetag kletterten die Temperaturen auf über 40 Grad.

Ich hatte einige faszinierende Begegnungen mit Koalas und anderen ungefährlichen australischen Tieren, und die Koala-Retter waren unglaublich gastfreundlich und hatten kleine Koala-Waisen im Haus bzw. Garten.

Mit einem Mietwagen bin ich durch die Adelaide Hills und ins Barossa Valley gefahren – letzteres überschätzt und längst nicht (mehr) so deutsch, wie all die deutschen Namen an den Weingütern und auf den Friedhöfen verheißen. Im berühmten Hahndorf – das liegt zwischen Adelaide und Barossa Valley und es sieht aus wie ein bayerisches Disneyland – war ich zwei Mal, um mir deutsches Essen einzuverleiben.

Die Gegend weiter südlich und küstennäher (McLaren Vale) hat mir viel besser gefallen, und es gibt fast noch mehr Weingüter als im Barossa Valley. Leider sind auch in der Region, in der ich war, im Dezember Buschfeuer ausgebrochen, und die Koala-Retter waren rund um die Uhr im Einsatz.

Es ist unglaublich und furchtbar, was im Sommer 2019/2020 - also rund um den Jahreswechsel - in Australien passiert ist. Je nachdem, aus welcher Richtung der Wind wehte, hing der Dunst und Rauch von den Buschfeuern auch bei uns in Neuseeland in der Luft. Man darf sich gar nicht vorstellen, was außer Häusern und Existenzen alles verlorengeht.

Darüber habe ich im neuen Jahr einige Geschichten geschrieben, die ich auf meiner Website posten werde.

Was ich jedoch öffentlich loswerden möchte, ist, dass meine Mutter kurz vor Weihnachten gestorben ist. Am 27. Januar wäre sie 94 Jahre alt geworden. Der Tod war eine Erlösung für meine Mutter. Nach einem Schlaganfall Anfang Oktober hatte sie kein Leben mehr, und es war immer ihr Wunsch gewesen, vor dem Sterben nicht lange bettlägrig zu sein.

Ich bin froh, dass ich im vergangenen Jahr zwei Mal in Deutschland war und viel mit meiner Mutter unternommen habe. Sie war im März in ein Pflegeheim gezogen, wo es ihr nicht wirklich gefiel, aber körperlich erholte sie sich dort und raste mit ihrem Rollator durch den Ort. Sie war braungebrannt und fit, musste kaum Medikamente einnehmen.

Ich war zur Beerdigung in Deutschland, sie fand am 9. Januar in meinem Heimatort Gingen/Fils statt, und habe 14 Tage lang den deutschen Winter erlebt. Das hatte ich ja seit meiner Auswanderung Anfang 2004 vermieden - und ich muss sagen: Es ist nicht mein Ding. Wo ich wohne, haben wir ja so gut wie nie Schnee und auch kaum mal Temperaturen unter null Grad. Mein Haus ist zwar nicht so warm wie einst meine Wohnung in Ulm, aber dafür kann ich hier im Winter oft in kurzen Hosen den Berg hochmarschieren.

Nun fühle ich mich umso mehr hin- und hergerissen: Will ich im Rentenalter wirklich nach Deutschland zurück oder nicht? Ich bin über viele Dinge betrübt, die in Neuseeland, diesem selbsternannten Land der Fairness und Gleichbehandlung, vor sich gehen, ganz besonders der Rentenbetrug, die Diskriminierung von Ausländern und die Umweltzerstörung. Aber Deutschland ist - vom Winter mal abgesehen - sehr teuer geworden, die Krankenversicherung wäre ein riesiges Problem für mich, ich habe eine Rentenlücke. Hier bin ich relativ zuversichtlich, dass ich finanziell zumindest überleben kann.

Meine besten Freunde habe ich auch 15 Jahre nach der Auswanderung noch immer in Deutschland. Einige dieser Freunde kann ich besuchen, wenn ich in Deutschland Urlaub mache. Aber es ist einfach nicht mehr dasselbe, nach Deutschland zu reisen, ohne die meiste Zeit in meinem Elternhaus zu verbringen und von dort aus Ausflüge zu machen. Ich musste schon im August/September in alternativen Unterkünften übernachten, weil meine Brüder und ich das Haus verkauften, und es war nicht immer einfach, die Termine zu koordinieren, um nicht nur in Appartements und Hotels absteigen zu müssen.

Solange meine Mutter noch in ihrem Haus wohnte, konnte ich kommen und gehen, wann ich wollte, und so lange bleiben, wie ich wollte. Ich musste nie fragen, ob Platz für mich da war und ob ich willkommen war. Es war echtes Heimkommen, es war mein Zuhause, ich hatte mein Zimmer und all meine Sachen, die noch dort waren, und alle Dinge, die ich seit meiner Kindheit kannte. Das ist jetzt weg, und es ist ein seltsames Gefühl.

Trotzdem fühlte ich mich in Gingen wohl, als ich nach der Beerdigung zwei Nächte im Gasthof Filseck übernachtete, bevor ich zu Freunden nach Ulm weiterzog. Es war schön, einige meiner Freunde, die wenigen verbliebenen Freunde meiner Mutter, meine Brüder und anderen Verwandten sowie alte Nachbarn zu treffen. Der Anlass war traurig, hat mich jedoch mit einem wohligen Gefühl zurückgelassen.

Nach meiner Rückkehr nach Neuseeland begann ein neuer Lebensabschnitt. Mein Mann zog im Februar aus, nachdem wir uns schon vor einigen Jahren als Paar getrennt, aber aus finanziellen Gründen als WG weiterhin zusammengelebt hatten. Wir kommen noch immer gut miteinander klar, stehen in regelmäßigem Kontakt und treffen einander. Es tat mir zwar weh, dass ich zu Hause nur noch mit meinen Plüschtieren reden konnte, aber ich genoss die positiven Aspekte und die Freiheit des Alleinlebens. Im Dezember zog mein Mann wieder zurück ins Haus, wir sind wieder "Flatmates", und es läuft ganz gut - besser als vorher.

Wie auch in der Vergangenheit beschränke ich mich in dieser Rubrik auf Reportagen und Neuigkeiten aus Neuseeland. Nur gelegentlich berichte ich hier über persönliche Dinge.

Rugby-WM 2019

Ich habe zahlreiche Hintergrund-Geschichten zur Rugby-WM (September bis November) geschrieben, poste sie aufgrund des Aufwands (vorerst) nicht auf dieser Website.

Neuseelands All Blacks schieden im Halbfinale gegen England aus, gewannen danach das Spiel um Platz drei gegen Wales. Die Engländer verloren das Finale gegen Südafrika.

Buenos Aires

Im August war ich zusammen mit meinem Mann und meinem Reisebär Kimi eine Woche in Buenos Aires.

Diese Stadt hat es mir angetan mit ihrem europäischen Touch, angefangen bei der Architektur bis hin zur Kultur und Esskultur - Pizza, Pasta, Gelato (täglicher Test…) und Rotwein (Malbec), alte Kaffeehäuser Wiener Art. Dazu das typisch Argentinische – Tango, Steaks, Dulce de Leche, die Fußballverrücktheit, Maradona, Messi und der Papst. Und für mich war es natürlich auch toll, dass ich mein Spanisch aufpolieren konnte. Die meisten Ausländer kommen aus Südamerika, wo ja fast überall Spanisch gesprochen wird, und der Flug ist nur halb so lang wie nach Deutschland!

Im Rahmen dieser Reise unternahmen wir auch Tagestouren nach Uruguay (Colonia del Sacramento; einfach mit der Fähre den hier 50 km breiten Rio de la Plata überqueren...) und per Zug nach Tigre - von dort aus schipperten wir durch das Paraná-Delta. Hier liegen hunderte bewohnte Inseln im Strom, es gibt alles von der Kirche bis zum Gemeindezentrum, Restaurants, Handwerker, Bäcker etc. Man braucht halt ein Boot, um von A nach B zu kommen, es gibt auch öffentlichen Nahverkehr auf Booten.

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