23.07. Sendepause vorbei

Ein extrem schwieriges Jahr

Ich habe eine extrem lange Sendepause eingelegt und werde nun versuchen, einige Notizen nachzutragen, die seit 22. Februar, als ich meinen letzten Beitrag auf meiner Website lieferte, erwähnenswert sind. Gut möglich, dass ich der Übersichtlichkeit halber in den "Neuigkeiten 2013" einige Daten zwischen damals und heute einbaue. (Was heute, 24. Juli, bereits geschehen ist. Einmal kein Handwerker im Haus - und schon werde ich produktiv...)

Ich habe ein bislang extrem schwieriges Jahr hinter mir, in dem das Schreiben nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat.

Die einschneidendsten Ereignisse waren der Tod meines Vaters, der am 17. Mai nach langer Krankheit im Alter von 91 Jahren gestorben ist, und die Erdbeben-Reparaturen an unserem Haus, die noch immer nicht abgeschlossen sind. Beruflich ist es - trotz eines Buchvertrags - nicht wirklich gut gelaufen. Es schien, als hätten "meine" Zeitungen jegliches Interesse an Texten aus Neuseeland verloren. Hinzu kamen noch einige persönliche Probleme, die ich an dieser Stelle nicht erörtern werde, und fertig ist ein stressreiches Krisenjahr. Eines, das ich in dieser Form nicht noch einmal erleben möchte.

Mitte April mussten wir aus unserem Haus ausziehen und es leerräumen, um die Erdbeben-Reparaturen mehr als zwei Jahre nach dem Februar-Beben von 2011 durchführen zu lassen. Fünf Wochen sollte das Ganze dauern, zehn sind es geworden - in einem winzigen Appartement, das aufgrund seiner Unzulänglichkeiten zum Arbeiten völlig ungeeignet war. (Zum Kochen auch, haha!)

Mitten in dieser Phase der Ungewissheit um das Haus ist mein Vater gestorben. Ich flog für drei Wochen nach Deutschland und habe die Zeit mit meiner Mutter, trotz der Trauer, genossen. Das Wetter war teils bescheiden, teils sehr schön. (Ich war zur Hoch-Zeit der schweren Überschwemmungen dort, aber nicht betroffen.)

Schwäbisches Essen, die tägliche Frühstücksbrezel, italienisches Eis und gefahrloses Radfahren waren die angenehmen Begleiterscheinungen dieser schweren Zeit. Ich wäre gerne länger geblieben, aber die Fragen um unser Haus und der bevorstehende Rückzug in die eigenen vier Wände waren zu belastend, um noch die eine oder andere Woche in der Heimat anzuhängen.

Die Reparaturen waren extensiv - jeder Raum (außer einer kleinen Toilette) musste komplett renoviert werden, da sämtliche Decken und Wände Risse hatten und auch einige Böden beschädigt waren - und chaotisch. Diese Reparaturdramen sind eine Geschichte für sich, die ich irgendwann detailliert niederschreiben werde. Hätte ich, solange ich in Lyttelton war, nicht jeden Tag die Arbeiten kontrolliert, wäre es noch schlimmer geworden. Ich kann nur jedem raten, täglich an der Baustelle aufzukreuzen, oder der Schlendrian bricht aus und der Pfusch nimmt unvorstellbare Ausmaße an.

Am 22. Juni konnten wir in unser Haus zurückziehen. Es folgten mehr als zwei Wochen Kisten auspacken und endlose Nachbesserungen, weil unglaublich gepfuscht worden war. Heute war der Maler zum vorerst letzten Mal da. Kaum war irgendwo etwas ausgebessert, löste sich anderswo eine Tapete...

Am nervtötendsten ist der ständige Dreck im frisch geputzten Haus - das frisch geputzt ist, weil ich nach dem Einsatz der Putzkolonne noch einmal alles putzen musste, so gründlich war die Arbeit der Profis... Solange alle Möbel im Lager waren, juckte mich der Dreck nur peripher - außer in der Küche, wo zur Bearbeitung des Parkettbodens die Tür zur vollbestückten Speisekammer abmontiert und die Öffnung nicht mit Plastikplanen versiegelt wurde. Ich erinnere mich schwach an meinen einzigen Tobsuchtsanfall. Wobei... Eigentlich war ich ganz ruhig, benutzte dafür aber umso klarere Worte...

Zwei Mal war in der Nachbearbeitungsphase der Elektriker da, weil die Maler Steckdosen- und Schalterabdeckungen verkehrt herum zurückmontiert oder einfach die Kabel verwurstelt und in die Dosen gestopft hatten, ohne sich um die Funktionsfähigkeit zu kümmern. Weder die Telefone noch die Türklingel funktionierten, als wir zurückkamen, und wenn man einen Stecker aus einer Dose zog, fiel die ganze Dose aus der Wand...

So sah das Haus nach der "professionellen" Reinigung aus. Ja, wirklich, die Reinigungskräfte wurden dafür bezahlt!

Es geht einfach nichts über professionelle Malerarbeiten ;-)

Acht Wochen Gerüst für die Katz. Im Oktober wird's wieder aufgebaut.

Jeden Tag, an dem die Handwerker zu den Nachbesserungen antraten, kam ich nicht zum Arbeiten. Vermutlich denkt der koordinierende Betrieb, ich wäre eine gelangweilte Hausfrau, weil ich ja ständig zu Hause bin. Dabei muss ich im Januar ein Buchmanuskript abliefern, an dem ich jetzt monatelang nicht gearbeitet habe!

Jetzt streiten wir noch um eine Balkontür, die nicht mehr richtig schließt und ersetzt werden muss (was die Bauoberaufsicht/Versicherung verhindern möchte), und im Oktober kommen der Gipser und die Maler noch einmal, um die Fassade in Angriff zu nehmen.

Das Haus war acht Wochen lang eingerüstet, ohne dass das Gerüst wirklich benutzt worden wäre, denn die Versicherung hielt den Reparaturprozess auf, und dann weigerte sich der Gipser zu Recht, mitten im Winter den Rauputz zu reparieren.

Während der Wartezeit fielen außer der Gerüstmiete für unsere Unterkunft 3500 NZ-Dollar Kosten an. So gibt die Versicherung all dieses Geld aus, um weniger zu sparen, als das Warten kostet! In der Zwischenzeit hat unser Haus eine Mosaikfassade, weil als Notlösung für den dritten Winter nach dem großen Beben die Risse mit Silikon gefüllt wurden. Wo größere Brocken aus dem Putz gebrochen sind, also vor allem unten rundherum, haben sie nichts gemacht...

Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist nicht wirklich lustig zurzeit - außer mit meinen Superkumpelfrauen im Fitnessstudio. Ich handle eher nach dem Motto: Augen zu und durch!

Unsere schmucke temporäre Mosaikfassade ;-)