30.01. Golden Girl

Schmerz lass' nach! Drei Mal Gold bei den Oldies

Wer's noch nicht weiß, ich habe Ende vergangenen Jahres wieder mein Leichtathletik-Training aufgenommen, um bei den NZ Masters Games in Dunedin zu starten - das ist ein Mini-Olympia für Neuseelands Oldies. Oldies sind alle über dreißig.

Blöderweise schmerzte ab dem zweiten Training auch mein linker Knöchel, vielleicht von der ungewohnten Rotation. Nach jedem Training konnte ich am nächsten Tag kaum laufen... Also ging ich zum Physiotherapeuten. Lange Rede, kurzer Sinn: Die Therapeutin meinte irgendwann, wenn ich nicht pausieren könne, solle ich einfach weitertrainieren ;-) Und siehe da, der Knöchel erholt sich auch so! Es wird täglich besser.

Bei den NZ Masters Games in Dunedin lief's ganz gut, auch wenn ich ein leicht mulmiges Gefühl hatte, weil die Wettkämpfe mit dem Kugelstoßen begannen, dann war meine Hochrisiko-Disziplin Speerwurf an der Reihe und erst dann Diskus. Ich hatte Schiss, dass ich bis dahin meinen Ellbogen ruiniert haben würde und all mein Training für die Katz gewesen wäre...

Doch es klappte ganz gut - und ich gewann drei Goldmedaillen in der Altersklasse W55, das sind Frauen über 55 Jahre. Das Diskus-Ergebnis war sogar richtig gut, auch wenn sich mein Traum von 30 Metern (noch) nicht erfüllte. Aber die 28,54 Meter sind weniger als drei Meter unter meiner persönlichen Allzeit-Bestleistung, die ich 1973!!! aufstellte (31,32), und ein neuer W55-Rekord für die Region Canterbury. Natürlich ist mein Ziel, den neuseeländischen Rekord (30,76) der W55 zu verbessern. Aber da muss eben schon alles passen: Wetter, das eigene Befinden, keine endlosen Wartezeiten.

In Dunedin bewies ich tolle Nerven, denn als der Wettbewerb losging, war ich nach mehr als drei Stunden auf den Beinen ziemlich k.o. Nach einem tollen Wurf beim Einwerfen zwickte es mich bei jedem der ersten drei Versuche in der Wade, kein Witz, und ich feuerte den Diskus zwei Mal ins Netz und einmal außerhalb des Sektors. So hatte ich drei Ungültige und nur noch einen einzigen Versuch!

Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, dass es sich bei der Ellbogen-Verletzung um einen "Golf-Ellbogen" handelt, das Äquivalent zum Tennis-Ellbogen, bloß dass das Gelenk innen schmerzt und nicht außen. Die neueste Erkenntnis ist wohl, dass man einfach weitertrainiert und mit dem Schmerz lebt, bestimmte Dehnübungen macht und dann darauf wartet, dass es wieder besser wird ;-)

Während das Diskus-Training gut gelaufen ist, zog ich mir beim Kugelstoßen mit Angleiten eine Ellbogen-Verletzung zu, so dass ich nur gelegentlich einige Stöße wagte und das Speerwurf-Training aus Sicherheitsgründen gleich stornierte.

Meine Support-Crew hatte die Medaillen redlich verdient ;-) Das Lustigste war allerdings das Video, das mein Mann von einem meiner Diskuswürfe aufgenommen hatte, die im Netz landeten. Er lachte sich schlapp. Allein beim Gedanken daran muss ich loskichern...

Update 10. Februar 2016:

Eine Woche nach den NZ Masters Games startete ich bei den Canterbury Masters Championships und warf bei meinem Diskus-Sieg fast so weit wie in Dunedin (28,18). Kugel war sogar ein bisschen besser (9,69), obwohl ich mit dem Stoß überhaupt nicht zufrieden war. Aber so ist das halt, wenn man's nicht trainiert...

Ich habe jetzt noch - vermutlich - zwei Wettkämpfe vor mir und hoffe auf weitere Steigerungen. Warten wir's ab. Wie gesagt, auch Wind und Wetter müssen mitspielen, und es wäre hilfreich, aus dem glatten und nicht dem erdbebengeschädigten rauen Ring zu werfen. Und wenn mir nichts wehtäte, wäre es auch nicht schlecht ;-)

Meine Waden sind noch immer verhärtet... Ich gebe den extrem unbequemen, engen Adidas-Diskusschuhen und den zur Knöchelschonung von der Orthopädin verordneten Einlagen die Schuld. Die Einlagen habe ich erst mal verbannt, und die Schuhe trage ich nur zur Würfen mit Drehung. Und wenn ich in Deutschland bin, kaufe ich mir bequemere Spezialschuhe von Nike...

Ich dachte, was soll's, es sind keine Olympischen Spiele, und riskierte einfach noch einmal alles, warf mit voller Drehung und nicht aus dem Stand - und es klappte. Erleichterung hoch drei! Auch wenn ich ganz cool war, so hätte es mich doch mächtig gewurmt, wenn ich ausgerechnet in der Disziplin, die ich ständig trainiere, kein ordentliches Resultat erzielt hätte.

Was ich auch festgestellt habe, ist, dass diese stabilisierenden Bandagen, die man knapp unterhalb des Ellbogens anlegt, die natürliche Bewegung des Muskels blockieren und viel größere Schmerzen auslösen als Würfe und Stöße ohne die Bandagen. Das Einzige, was Sinn macht, ist ein Ellbogenschutz, den man sich über den Ellbogen zieht.

Ich ziehe jetzt die Saison aber einfach so durch und kuriere den Ellbogen danach aus - in der Hoffnung, dass ich mit kontinuierlicherem Training weniger verletzungsanfällig bin, als wenn ich von null auf hundert rase.

Meine Support-Crew, von rechts: Kimi, Bernhard und Henry, Bilbo, Donkey.