24.12. Weihnachtsbrief

Trotz prositiver Zeichen ein frustrierendes Jahr

Jetzt habe ich es doch tatsächlich geschafft, meine Weihnachtsmail vor dem 24.12. zu verfassen ;-) Und das, obwohl ich nebenbei, zum ersten Mal, seit ich in Neuseeland lebe, an einigen Ausstecher-Figuren arbeite: Bären, Kiwis und Mainzelmännchen gibt’s. Völkerveständigend.

In eigener Sache... ;-)

Ich habe durchaus Fotos ohne Plüschtiere, sogar massenhaft. Aber die Plüschtier-Bilder sind bereits im richtigen Format, da ich sie auf Facebook poste, so dass ich kaum Zeit aufwenden muss, wenn ich mit ihnen meine Texte illustriere. Ich bin sowieso immer in Zeitnot, so dass ich froh bin, wenn ich nicht auch noch Bilder heraussuchen und bearbeiten muss.

Gestern hatten wir den heißesten Dezember-Tag in Christchurch seit Aufzeichnung der Wetterdaten, nämlich 36,1°C. Heute sind’s um die 20 und Regen. Wie wäre es mal mit etwas konstanterem Wetter? Aber das ist in Zeiten des Klimawandels wohl nicht mehr zu erwarten. Wir im Osten der Südinsel können uns jedoch nicht groß beschweren, denn bei uns regnet es weniger als anderswo (was Farmer oft in die Bredouille bringt), und die Winter sind erträglich – und zu Weihnachten soll’s auch schön werden. Das konstantere Wetter gibt’s sowieso erst nach der Jahreswende. Oder auch nicht ;-)

Obwohl es mir in Neuseeland nach fast zwölf Jahren immer weniger gefällt, war ich dieses Jahr kein einziges Mal außer Landes. Wir sind lediglich einige Male in Neuseeland umhergereist, und ich habe während eines einwöchigen – beruflich bedingten – Aufenthalts in Auckland viel Privates unternommen.

Zum Urlaubmachen ist das Land ja wunderbar, sofern man nicht ausgeraubt wird ;-) Das passiert Touristen leider regelmäßig. Erst in der vergangenen Woche sahen wir zwei Amerikaner vor einem Supermarkt in Christchurch sitzen, mit einem Schild, auf dem stand, ihr Wohnmobil sei völlig ausgeräumt worden. [Update Mitte Januar 2016: Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass diese Geschichte offenbar erfunden war, um bei Einheimischen unterzukommen und zu schnorren! Was aber nichts daran ändert, dass es an der Tagesordnung ist, dass Campervans geknackt werden.]

Deutschland-Reise 2016

Im kommenden Jahr habe ich einen längeren Deutschland-Aufenthalt geplant. Ob John mitkommt, steht noch in den Sternen. Ich habe auf jeden Fall von xx.xx. bis yy.yy. gebucht [Daten aus Sicherheitsgründen nur privat abfragbar] und habe natürlich vor, die meiste Zeit in der alten Heimat bei meiner Mutter zu verbringen. Von dort aus werde ich sicherlich den einen oder anderen Abstecher machen.

Ziemlich weit oben auf der Liste steht London, wo eine große Plüschtier-Gemeinschaft zu Hause ist. In diese Szene bin ich ja via Facebook und meinen Reisebär Kimi voll integriert und habe in dieser Parallel-Welt viel Spaß; das heitert mich auch auf, wenn ich nicht so gut drauf bin. Und da ich im Fernsehen immer eine Krimiserie namens „Lewis“ anschaue und hin und weg von Oxford bin, möchte ich dort auch mal hin. Abwarten, ob es klappt.

Die positivste Nachricht im Jahresrückblick ist, dass es beruflich recht gut gelaufen ist und ich finanziell wieder ein bisschen besser dastehe als im vergangenen Jahr. Aber es fällt mir noch immer schwer, überhaupt aufs Geld achten zu müssen, nachdem ich in Deutschland mein ganzes Leben finanziell unabhängig war und mir keine Sorgen machen musste, ob ich mir dies oder jenes leisten konnte.

Die Festnahme des ehemaligen AC/DC-Drummers Phil Rudd und seine zahlreichen Auftritte vor Gericht haben mir gute Einnahmen beschert. Richtig Spaß gemacht hat die Fußball-WM der U20, auch wenn Deutschland im Viertelfinale auf der Strecke geblieben ist. Auch die Cricket-WM in Neuseeland (und Australien) war ein tolles Sportereignis. Und in der Ferne waren wir natürlich bei der Rugby-WM in England voll am Ball. Glücklicherweise haben die All Blacks dank der Magie meines Helden Dan Carter gewonnen.

Mein Naturbuch über Neuseeland hat es auch in diesem Jahr nicht auf den Markt geschafft. Ich habe mittlerweile aufgehört zu zählen, wie oft der Erscheinungstermin schon verschoben worden ist. Auf Amazon habe ich gesehen, dass der Verlag als nächsten Termin Mai 2016 anvisiert. Verlassen würde ich mich darauf aber nicht.

Die Endlos-Geschichte um die Hausreparaturen

Natürlich gibt es zum Zustand unseres Hauses und dem Stand der Reparaturen immer wieder Fragen. Wie in den vergangenen Ausgaben der Weihnachtsmail berichtet, wurden die Innenreparaturen und Reparaturen der Pfusch-Reparaturen Mitte 2013 abgeschlossen (man muss tatsächlich immer das Jahr dazuschreiben!), die Außenreparaturen hingegen erst kurz vor Weihnachten 2014.

Doch damit war die Geschichte nicht abgeschlossen. Als ich nämlich auf den Grenzwall hinter dem Haus stieg, um die Fenster zu putzen (weil der Gipser sie praktisch mitverputzt hatte!), stellte ich fest, dass auch an dieser offiziell unbeschädigten Wand zig Risse waren. Ich habe dann Anfang dieses Jahres eine neue Schadensmeldung inklusive Fotos an die staatlichen Versicherung EQC geschickt.

Bis heute ist nichts geschehen, weil wir nicht bereit sind, uns eine Summe X auszahlen zu lassen und die Reparaturen selbst zu managen, weil das angesichts der Zuverlässigkeit der Handwerker ein Fulltime-Job ist.

Update! Update! Inspektion!

Zudem wies mich ein deutscher Maler/Gipser, den ich konsultierte, darauf hin, dass während der Reparaturen der Strom abgestellt werden muss, weil sich die Stromleitungen an dieser Wand befinden. Man braucht also auch noch einen Generator, sonst müsste ein Mensch vom Stromversorger antanzen, und die Kosten seien unkalkulierbar.

Wenn ich nicht regelmäßig bei EQC angerufen hätte, wüssten wir auch heute noch nicht, was geschieht. Sie sagten, auszahlen würden sie sofort, alles andere würde „sehr lange“ dauern. Nun kam vor einigen Tagen überraschend ein Brief, in dem stand, sie hätten festgestellt, dass an unserem Haus ja noch Reparaturen ausstünden und dass sie sich Anfang des neuen Jahres melden würden… Die Akten sind also noch nicht verlorengegangen ;-)

[Update Mitte Januar 2016: Kürzlich kamen zwei EQC-Angestellte tatsächlich zu einer Inspektion und gaben ihr OK zu den Reparaturen - die dann irgendwann stattfinden werden...]

Die Hauswand berührt oder ärgert uns nicht wirklich, denn erstens sehen wir dieser Seite des Hauses praktisch nie, wir halten uns dort auch nicht auf – einen Meter weiter fängt das Nachbargrundstück an. Es ist auch keine Wetterseite, so dass sich der Zustand nicht groß verschlechtert.

Christchurch ist eine einzige große Baustelle

Christchurch selbst ist auch fünf Jahre nach den großen Erdbeben eine einzige große Baustelle. Es sind noch nicht einmal alle irreparablen Gebäude abgerissen, und für einige große Projekte wurden noch nicht einmal Investoren gefunden. So haben wir immer noch eine Donut (Doughnut)-City: außenherum tut sich einiges, im Zentrum hingegen klafft immer noch ein Loch.

Noch vor Weihnachten will die Anglikanische Kirche bekanntgeben, ob die Kathedrale – die sie in unverantwortlicher Weise verrotten lässt – nun vielleicht doch repariert und nicht abgerissen wird. [Update: Es wurde bekanntgegeben, dass sie entweder reparieren oder nicht. Also völlige Klarheit!]

Das Geschichtsbewusstsein ist hier in diesem jungen Land bei einigen Leuten leider extrem unterentwickelt, die würden selbst die historisch bedeutungsvollsten Gebäude plattmachen, damit möglichst schnell was Neues dasteht, egal, wie hingepfuscht es ist. Die Straßen befinden sich größtenteils in fürchterlichem Zustand, man rauscht ohne Vorwarnung in tiefe Schlaglöcher.

Apropos Straße… In der vergangenen Woche rauschte mir ein Radfahrer, der bei Rot über eine Ampel gefegt war, voll ins Auto – stand auf und machte sich aus dem Staub! Die Fahrerseite ist von vorne bis hinten beschädigt und wird im neuen Jahr repariert. Die Versicherung zahlt zwar, aber auf dem Selbstbehalt bleibe ich trotzdem sitzen, trotz Zeugen, Anzeige etc. Nicht nur deshalb will ich diesen Typ finden, es geht auch ums Prinzip, denn solche Verkehrsteilnehmer darf man nicht auf die Menschheit loslassen, egal welches Verkehrsmittel sie benutzen. Wäre er mit einem Auto in mich gekracht, würde ich heute diese Email nicht mehr schreiben…

Sport ist Mord ;-)

Sportlich sieht es so aus, dass ich am 30. Januar bei den NZ Masters Games, dem Mini-Olympia für alte Säcke, teilnehmen und in möglichst vielen Wurfdisziplinen antreten werde. Sicher ist jedoch nur Diskus, da dies die ungefährlichste Disziplin ist ;-) Habe mir beim Training auf geheimnisvolle Weise eine Bänder/Sehnenverletzung im linken Innenknöchel zugezogen, aber da es immer erst hinterher weh tut, kann ich gut weitertrainieren, und es läuft ganz gut.

Kugelstoßen ging nur eine Woche gut, dann schmerzte der Ellbogen. Den hat mir gestern eine chinesische Masseurin so brutal behandelt, dass ich heute blaue Flecken habe! Speerwerfen habe ich mich noch gar nicht getraut zu trainieren, da dies diesem Ellbogen nicht besonders guttun dürfte ;-) Warten wir ab. Im Fitnessstudio wurden meine herausragenden Fähigkeiten erkannt, und wenn jetzt Trainer ausfallen, springe ich ein und leite diverse Gruppentrainings.

Mit (fast) täglichem Training bleiben mir meistens nur einige Nachmittagsstunden zum Schreiben (klar, wenn aktuelle Ereignisse anstehen, lege ich auch Nachtschichten ein!), bis John nach Hause kommt und Hunger hat. Das ist der Hauptgrund, warum ich mich so relativ selten per Email melde. Ich denke ja immer, ich muss als professionelle Autorin gehaltvolle Emails schreiben, aber dazu fehlt mir einfach die Zeit – zumal ich mich ja auch noch aus idealistischen Gründen für allerlei Angelegenheiten engagiere.

Der Rentenskandal weitet sich aus

Meine große Sorge gilt nach wie vor dem Rentenklau in Neuseeland. Ich betreibe ja die Website www.nzpensionprotest.com, und regelmäßig kontaktieren mich Rentner, denen das neuseeländische Sozialministerium die Beitragsrenten aus Übersee (inkl. DRV-Renten) von der neuseeländischen Staatsrente abzieht.

Schlimmer noch: Selbst Neuseeländer, die mit so einem ausländischen Rentenempfänger verheiratet sind oder zusammenleben, erhalten oft keine oder nur eine kleine Rente, wenn die Übersee-Rente des Partners höher ist als eine NZ-Staatsrente.

Ich habe einigen Rentnern geholfen, Beschwerden an die neuseeländische und die Menschenrechtskommission der UN zu schreiben. Die Regierung ist ein menschenverachtender Lügnerverein, von wegen nette, freundliche Neuseeländer! Die Sozialministerin hat sogar die UN angelogen!

Demagogen, die nicht wissen, wovon sie sprechen

Und ein Demagoge der regierenden Nationalpartei, der keine Ahnung hatte, wovon er überhaupt sprach, sagte in einer Rede doch tatsächlich, es gehe nicht an, dass Einwanderer nur eine prozentuale Teilrente erhalten sollen, proportional zu ihrer Aufenthaltszeit in Neuseeland; sie müssten gleichbehandelt werden wie alle Neuseeländer, wo sie doch dem Land zu Wohlstand verhelfen! Dabei wird ihnen alles genommen, Geld, Energie, Lebensqualität, sie werden ausgesogen und dann abgezockt.

Zur Krönung des Ganzen habe ich kürzlich von einer völlig verzweifelten Frau erfahren, dass die ausländische Rente des Partners selbst dann abgezogen wird, wenn der Partner überhaupt keinen neuseeländischen Rentenanspruch hat und nicht im Land lebt! D.h. SEINE ausländische Rente wird direkt von IHRER neuseeländischen Rente abgezogen.

Diese Frau bekommt jetzt wöchentlich NZ$ 6 Rente und soll davon leben! Das Ehepaar ist gezwungen, sich scheiden zu lassen – und sie müssen nachweisen, dass sie keine Beziehung mehr unterhalten! Dies ist so menschenverachtend, dass ich explodieren könnte, wenn ich bloß daran denke. Ich werde eine weitere Website erstellen mit dem Titel: „Don’t move to New Zealand“ und „Don’t marry a New Zealander“ – sonst ruiniert man sich nämlich seinen Lebensabend, ja, sein ganzes Leben.

Auszuwandern war der größte Fehler meines Lebens

Da es auch mir so gehen wird, falls das Gesetz nicht rechtzeitig geändert wird, könnt Ihr sicherlich verstehen, dass meine Stimmung an manchen Tagen völlig am Boden ist, und warum ich sage, dass die Entscheidung, nach Neuseeland auszuwandern, der größte Fehler meines Lebens war.

Ich kann auch nicht mehr wirklich zurück, da ich außer meiner deutschen Rente, in die ich seit zwölf Jahren nicht mehr einzahle, nichts zu erwarten habe. Mich wundert es nicht, dass sich manche Leute in dieser Situation umbringen. Noch bin ich aber kampfbereit.

Kürzlich kontaktierte mich eine Oppositionspartei und fragte, ob ich nicht mal zu einem Gespräch nach Wellington kommen könnte, weil sie seit Jahren meine Website verfolgen und mich für kompetent halten. Auch eine Menschenrechtsanwältin kontaktierte mich aus demselben Grund.

Dass führende ausländische Politiker wie Angela Merkel mit unserem peinlichen Premierminister herumschmusen und ihm zur Belohnung noch ein Freihandelsabkommen zuschustern wollen, ist völlig unverständlich. Ich habe dieses Jahr viel gelernt, vor allem aber dies: Es ist absurd zu glauben, dass Politiker intelligenter sind als der Rest der Bevölkerung, und dass wir uns deshalb nicht wundern müssen, warum so viel Chaos und Inkompetenz auf der Welt herrschen.

Nun aber genug geschimpft! Ich/wir wünsche/n Euch besinnliche Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr – und vielleicht sieht man sich ja J

Sissi