25.03. Obama in NZ

Regierungsrentner, Ritter, Rockstar golfen ganz privat

Alte Kumpels beim Golf. Mit Schläger ausgerüstete Regierungsrentner. Ein ziemlich neuer Ritter und der Rockstar der Weltpolitik.

Die Medien in Neuseeland – und nicht so sehr beim anschließenden Kurzbesuch „nebenan“ in Australien – gingen in orgasmischen Overdrive, als in der vergangenen Woche der ehemalige US-Präsident Barack Obama für drei Tage ins Land der Kiwis kam, um mit dem ehemaligen neuseeländischen Premierminister John Key – nach seinem Rücktritt im Dezember 2016 zum Sir geadelt - zwei Runden Golf zu spielen.

Glückselig präsentierten sie unscharfe Flimmerbilder vom soundsovielten Grün, wo sich Obama, Handicap 13, mächtig ärgerte, weil er beim Putten Schwäche zeigte, während sich Key, Handicap 8, im Gegensatz zu seiner Regierungszeit keinen Ausrutscher leistete.

Die Medien waren von sämtlichen Terminen ausgeschlossen, weil der Besuch des Ex-Präsidenten ja strikt privat war. Offiziell, um seinem Nachfolger Donald Trump nicht die Schau zu stehlen, haha. Ebenso offiziell, weil es ihm während seiner Amtszeit nicht gelungen war, Neuseeland zu besuchen, die vieldiskutierte Runde Golf zu spielen und, wie es in Präsidentenkreisen üblich ist, sein Handicap zu verbessern.

Fast eine Million US-Dollar für zwei Reden

Inoffiziell, weil es nur mit solcher Exklusivität möglich ist, seine mickrige lebenslängliche Präsidentenrente von jährlich 200.000 US-Dollar aufzubessern. Es heißt, Obama soll mit dem Trip Down Under seinen Kontostand um fast eine Million US-Dollar aufgebessert haben, mit einer Rede in Auckland und einer Rede in der Kunstgalerie von New South Wales in Sydney, für die er jeweils 400.000 US-Dollar kassierte.

Für die Gastgeber fielen natürlich auch noch erhebliche Nebenkosten an, die Antrittsgebühren, Reisekosten, Unterkunft, Personenschutz, Marketing, die exklusiven Galadiners für ausschließlich geladene Gäste, von denen nicht alle schön, aber schön reich waren.

Da traf es sich vorzüglich, dass John Key nach einer golfgefüllten Denkpause im vergangenen September einen Direktorenposten im Aufsichtsrat von Air New Zealand angetreten hatte. Als solcher hatte er prompt die Idee, die nationale Fluglinie (zusammen mit Westpac und Mastercard) als einen von drei Sponsoren des Ereignisses einzusetzen und mit Obama als Zugpferd für Neuseeland als Reiseziel und Air New Zealand als bevorzugtes Transportmittel zu werben. „Old Boys Network“ oder: Alte Freunde lässt man nicht verkommen, eine Hand wäscht die andere. Key, ein steinreicher Multimillionär, steht gerne im Rampenlicht, selbst im Schatten von Barack Obama ist es noch hell genug.

Für Air New Zealand ging der Schuss nach hinten los

Der Schuss ging jedoch total nach hinten los. Zum einen, weil Obama im Privatjet einschwebte und mit derselben Maschine nach Sydney weiterflog. Von Air New Zealand weit und breit keine Spur.

Und doch war die Airline in aller Munde, denn pünktlich zur Ankunft des Ex-Präsidenten wetterte Shane Jones, Neuseelands Minister für die Entwicklung der Regionen, über den Plan der Fluglinie, einige Routen in weniger profitable, weil abgelegene Gegenden einzustellen oder die Anzahl der Flüge drastisch zu reduzieren.

Sprich: Geld für Obama war da, aber die Leute im halben Land sollen sehen, wie sie von hier nach dort kommen, und das, wo der Steuerzahler 52 Prozent der Aktien hält. Diese Kritik, die seither nicht verstummt ist, wurde von Premierministerin Jacinda Ardern umgehend als private Meinung des streitbaren Routiniers verkauft, denn sie war mittendrin im Obama-Fieber.

Um auch ja nicht den Eindruck eines Staatsbesuchs zu erwecken, der sich für einen Präsidenten a.D. nicht gehört, traf sich Obama mit Neuseelands Regierungschefin, die im vergangenen September in einer „Jacinda-mania“ genannten Begeisterungswelle an die Macht gespült worden war, erst nach den beiden Golf-Tagen im hohen Norden.

Keine Einladung zum Galadinner für die Premierministerin

Um diesen Anschein zu wahren, hatte Ardern keine der 900 Einladungen zu Obamas 400.000-Dollar-Rede und dem exklusiven Dinner erhalten, das mit klebrigen Mini-Pavlovas und Feijoa-Kompott abgeschlossen wurde.

Bevor Obama sich von der schwangeren Premierministerin verabschiedete, fragte Ardern ihn um Rat, wie man als Regierungschef/in mit den Schuldgefühlen, nicht genug Zeit für seine Kinder zu haben, umgehen soll.

Obama grub in seinem Erfahrungsschatz von acht Jahren im Weißen Haus, als er sagte: „Do the best you can.“ Gib Dein Bestes. Und, vermutlich zu Arderns Ermutigung, behauptete er, dass „Krieg und Armut kein Thema mehr“ wären, wenn regelmäßig Frauen in die höchsten Regierungsämter gewählt würden.

Beweis dafür, dass zwar jedes seiner Worte in seiner postpräsidialen Zeit in Gold aufgewogen wird, aber nicht auf die Goldwaage gelegt werden darf.

(Copyright: Sissi Stein-Abel)