15.09. Halbjahrestag

Erinnerungsstücke aus der Zeit nach dem Schock

CHRISTCHURCH. Aus der Trauer sind Erinnerungen geworden, Beileidskarten zu Büchern, Kerzen, Stoffblumen, Zeichungen und Papierhüllen zu Kunstwerken. Eine Ausstellung in der städtischen Kunstgalerie hat die Menschen in Christchurch sechs Monate nach den Terroranschlägen auf zwei Moscheen, bei denen 51 Menschen starben, auf doppelte Weise berührt.

Natürlich sind am Wochenende die Gefühle, die Neuseeland und die Welt am 15. März dieses Jahres schockiert haben, wieder an die Oberfläche gespült worden. Aber die Ausstellung hat auch Wärme ausgestrahlt und Trost gespendet: weil eben doch nichts vergessen wird und die Erinnerungstücke aus der Zeit nach dem Schock, der in Neuseeland eine Welle der Solidarität mit der muslimischen Gemeinde ausgelöst hatte, in Ehren gehalten worden sind. Das, was Wolfgang Bopp, der deutsche Direktor des Botanischen Gartens von Christchurch, gemeint hatte, als er sagte: „Alle Bekundungen des Mitgefühls sollen eine Bedeutung behalten.“

Deshalb hatten Bopp und sein Personal alle Tribute, die vor den beiden Moscheen und entlang der Trauermeile am Botanischen Garten niedergelegt wurden, eingesammelt, eingepackt und eingelagert – außer den tausenden Blumensträußen, die kompostiert wurden.

Das waren nicht nur die unzähligen Plüschtiere, die gereinigt und an muslimische Kinder übergeben wurden, oder die schriftlichen Widmungen, die in Bücher gebunden wurden und in denen die Besucher der Kunstgalerie blättern konnten.

Aus dem Papier, in das die Blumen gewickelt waren, wurden bunte Papierblumen, die in einer Skulptur der Buchstaben „UNITY“ (Einheit) erstrahlten. Andere Künstler malten die Kerzen, die an den Gedenkstätten brannten, in Öl, Aquarell und Acrylfarben. Aus Papierherzen und bunten Trauerkarten wurden Collagen. Dokumentarische Fotoposter, Bilder, die jeder aus den Zeitungen und aus dem Fernsehen kannte, dekorierten die Wände.

Und all diese kleinen persönlichen Dinge: ein Paar Turnschuhe, bemalte Steine, der Lei des Friedens aus Hawaii, die Origami-Girlanden aus Japan, gehäkelte Decken, Luftballons. Kleine Geschichten aus einem Ereignis, das in die Weltgeschichte eingegangen ist.

(Copyright: Sissi Stein-Abel)